Biomechanische Aspekte bei Frakturen von Röhrenknochen
(modifiziert nach Bilo RAC, Robben SGF, van Rijn RR: Forensic aspects of pediatric fractures. Springer Verlag 2010):
Abbildung 10: Biomechanische Aspekte bei Frakturen von Röhrenknochen (modifiziert nach Bilo RAC, Robben SGF, van Rijn RR: Forensic sspects of pediatric fractures. Springer Verlag 2010)
Tabelle 3: Darstellung von Frakturarten und deren Bedeutung hinsichtlich einer Misshandlung
Frakturart |
Spezifität für Misshandlung |
Akzidentelle Ursachen |
Meta- und epiphysäre Frakturen der Röhrenknochen |
Metaphyseale Corner Fracture: hochspezifisch für Misshandlung; 39 - 50 % der Kinder < 18 Monate; häufig distaler Femur, prox. und distale Tibia und prox. Humerus; Kraft wirkt horizontal auf die Metaphyse, z. B. Schütteln |
Salter-Harris-Frakturen: 30 % aller traumatisch bedingten Frakturen; bei mobilen Kindern häufig akzidentell bedingt. Metaphyseale Corner Fracture: bei Klumpfuß, Geburtsvorgängen und Krankheiten wie Osteomyelitis |
Diaphysäre Frakturen |
Geringe Spezifität; verdächtig transverse und schräge Frakturen |
Spiralige Frakturen von Tibia und Femur (Torsionskräfte) im Lauflernalter (außer bei Säuglingen) |
Rippenfrakturen |
Im Regelfall bei Kindern unter 2 Jahren hochspezifisch; zu 80 % paravertebral |
Schwere Stürze und Verkehrsunfälle; selten bei Reanimation, dann nicht posterior |
Humerusfraktur |
Verdächtig vor allem schräge und spiralige Frakturen und Frakturen der distalen Epiphyse bei Kindern unter 3 Jahren; je nach Studie 12-57 % der Frakturen misshandlungsbedingt |
Geburtstrauma, Sturz auf ausgestreckten Arm, Verkehrsunfall; Fraktur distale Epiphyse auch geburtstraumatisch bedingt |
Fraktur von Radius und Ulna |
10 - 20 % der misshandlungsbedingten Frakturen sind Schaftfrakturen von Ulna und Radius; sogenannte Parierverletzung; auch „Hebel" zum Schütteln oder Schleudern |
Fraktur von Radius und Ulna im Laufalter nach Sturz |
Femurschaftfrakturen |
zu 60 % bei Kindern im 1. Lebensjahr hochverdächtig auf Misshandlung; ansonsten niedrige Spezifität abhängig von Frakturart |
Fraktur im Laufalter, siehe diaphysäre Frakturen; Verkehrsunfälle |
Tibiaschaftfrakturen |
In 7 - 18 % der Frakturen misshandlungsbedingt, Spezifität altersabhängig |
Toddler`s fracture |
Sternum-/ Skapulafraktur |
Hoch spezifisch, da hohe Kräfte erforderlich sind |
schwere Verkehrsunfälle |
Klavikulafraktur |
3 - 10 % der Frakturen misshandlungsbedingt; typische Frakturlokalisation dann lateral oder sternoclavicular-nahe |
Ausnahme Geburtstrauma, dann Fraktur eher mittleres Drittel |
Wirbelkörperfraktur |
Selten, aber hoch spezifisch, da starke Kräfte erforderlich |
schwere Verkehrsunfälle; Sturz aus großer Höhe |
Beckenfraktur |
Selten, hohe Spezifität, da starke Kräfte erforderlich |
schwere Verkehrsunfälle; Sturz aus großer Höhe |
(Sub)Periostale Reaktionen (Abhebungen/ Hämatome) |
Gering spezifisch, Rotations- und Scherkräfte notwendig; |
Abzugrenzen von der symmetrischen, breiteren lateralen Zone der langen Röhrenknochen bei Säuglingen |